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Geschichte

750 Jahre Dallgow

von Andreas Krüger

 

Im Jahr 2021 feiert Dallgow sein 750-jähriges Bestehen. Damit ist Dallgow das älteste Dorf in der heutigen Gemeinde Dallgow-Döberitz, deren Ursprung in den vier spätmittelalterlichen Gründungen Dallgow (1271), Döberitz (1273), Rohrbeck (1313) und Seeburg (1283) liegt.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Dallgow im Jahr 1271. Bereits in der Frühzeit bildete die Uferterrasse am nördlichen Niederungsrand der Döberitzer Hochebene einen Siedlungsschwerpunkt, wie zahlreiche, für die verschiedenen Epochen charakteristische, archäologische Funde bezeugen.

 

Von den Anfängen zum Dorf

 

Im Zuge der Eroberung des Havellandes durch Albrecht dem Bären wurde die Region Teil der Mark Brandenburg. Einwanderer aus dem deutschsprachigen Raum errichteten beim Aufbau des Landes im 12./13. Jahrhundert die dörflichen Siedlungen, auf die viele Orte heute ihre Gründung stützen.

 

Dallgow ist auch dem Namen nach auf eine slawische Niederlassung zurückzuführen, die sich über einen längeren Zeitraum aus einer Kleinsiedlung auf einer flachen Talsandinsel am Rande des großen Havelländischen Luches zum heutigen Dorf entwickelte.

Der Name änderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Schreibung Dalge. Erst später Dalgo, dann Dalgow und etwa ab 1870 Dallgow. Das zweite „L“ im Ortsnamen ist nach einer Überlieferung lediglich auf einen von einem Siegelmacher in Nauen falsch hergestellten Stempel zurückzuführen.

 

Am 20. November 1271 übereignete Ritter Rudolf von Schneitlingen dem Kloster in Spandau für die Aufnahme seiner Tochter sieben Hufen Land in villa Dalghe. Mit dieser Urkunde ist heute das Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung verbunden.

Zu überlieferten Ereignissen zählt die Gefangennahme von Kasper Gans von Putlitz.

 

Zur Zeit der Raubritter war er ein wichtiger Verbündeter der Quitzows und einer der letzten Gegner Kurfürst Friedrich I. von Hohenzollern. Er wurde durch den Stiftshauptmann des Bischofs von Brandenburg Hans von Röder im Jahr 1413 in Dallgow gestellt.

 

„Mehrmals äscherte Feuer den Ort teilweise ein, so 1845, wo durch Blitzschlag sieben Bauernhöfe ein Raub der Flammen wurden, ferner 1869, wo drei Gehöfte und der Kirchturm ganz und zwei teilweise vernichtet wurden, und endlich 1903, wo von 4 Gehöften nur die Wohnhäuser gerettet werden konnten. So hat Dallgow ein zeitgemäßes Aussehen erhalten.“, schrieb der Dallgower Kantor Hermann Maschkewitz im Jahr 1931. Bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1909 waren die Einwohner zu Löschdiensten verpflichtet.

 

Die Besitzverhältnisse Dallgows lassen sich ab 1412 belegen. Im Jahre 1412 wurde Heinrich von Hake Besitzer des Ober- und Niedergerichts und der Bede (Abgaben) von 23 Hufen zu Dalge. Neben den von Hakes waren Benedictus Hoppenrade und das Domkapitel zu Brandenburg in Dallgow begütert. Um 1541 teilten sich die Familien von Hake und von Bernewitz auf Groß Glienicke den Besitz. 1572 erwarb der spätere Oberhofmeister Jürgen von Ribbeck, Erbherr auf Groß Glienicke, das Dorf. Dessen Nachkommen veräußerten 1789 ihr Besitztum an den späteren General der Infanterie Christian Ludwig von Winning.

 

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Mit den Reformen von 1807 endete die Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern. Der Zehntablösungs-Rezeß der Dallgower Bauern wurde zwischen 1811 und 1834 vollzogen. Die Bauern erkauften ihr Eigentumsrecht für ihre Höfe mit je 2.000 Talern. Die Abgaben an Zehnten wurden durch eine jährliche, 460 Jahre dauernde Rente an den Patron abgelöst. Die Winningschen Erben gerieten 1835 in Konkurs, und der Rentier Johann Heinrich Landefeld erwarb Groß Glienicke.  Aufgrund fehlender Unterlagen mussten die Dallgower Bauern 1841 ein zweites Mal die Kosten für die Zehntablösung zahlen. 1845 wurde in Dallgow die Separation durchgeführt. Das bisher der Gemeinde gemeinwirtschaftlich zugesprochene Land, die Wiesen und der Wald wurden aufgeteilt und zum persönlichen Eigentum der Bauern.

 

Die folgenden Besitzer waren Johann Heinrich Berger-Landefeld, 1845-1890, und zuletzt der Lieutenant der Reserve Otto von Wollank.

Über das Ende des 18. Jahrhunderts schrieb Kantor Maschkewitz: „Nach dem Kriege 1870/71 begann ein gewisser Wohlstand in Stadt und Land einzuziehen. Die Bauern hatten in den Jahren von 1815 bis 1870 noch schwer unter den Kriegslasten zu tragen und kamen auf keinen grünen Zweig. Das wurde nun mit der Zeit besser. Sie führten die Stallfütterung ein, und das Hütewesen hörte auf. Dadurch bekamen sie mehr Dung und konnten nun auch das Brachland düngen und bestellen und mehr ernten, besonders mehr Kartoffeln und Getreide anbauen. Hatte bisher jeder Bauer höchstens 10 Kühe und somit Milch genug für die eigene Wirtschaft, so wurde die Milch jetzt von 20 bis 30 oder gar noch mehr Kühen an Milchpächter nach Berlin und Charlottenburg geliefert. Das alles brachte mehr Geld ins Haus.“

 

Der erste Verein in Dallgow gründete sich im Jahre 1881: der Männergesangsverein Liedertafel. Es folgten 1907 der Turnverein Germania und 1920 der gemischte Chor Frohsinn. Bis 1895 lief die Post über Seegefeld. Dann erhielt Dallgow eine eigene Postagentur in der Spandauer Straße. Maschkewitz: „Im Jahr 1895 wurde der Truppenübungsplatz Döberitz eingerichtet, zu dem auch die Dallgower Bauern und Kossäten, die Kirche und die Pfarre Land abtreten mussten oder besser gern gaben, denn nun kam der Reichtum zu ihnen.“

 

Zur Entstehung des Ortsbildes

 

Bis in das 19. Jahrhundert war Dallgow fast ausschließlich landwirtschaftlich geprägt. Die Grundlagen zur Entstehung des heutigen Ortsbildes waren der Bau der Hamburger Chaussee 1831, der Lehrter Bahn 1871 sowie die Errichtung des Truppenübungsplatzes Döberitz 1895. Als ein Vorort Berlins entstand 1903 um den Bahnhof die Villenkolonie Neu-Döberitz, die sich zum Zentrum der heutigen Gemeinde Dallgow-Döberitz entwickelte.

 

Der Bahnhof – das Zentrum der heutigen Gemeinde

 

1871 wurde die Bahnstrecke Berlin-Lehrte gebaut. Die Bahnstation Dallgow wurde an der Gemarkungsgrenze zwischen Dallgow und Rohrbeck errichtet, da beide Dörfer wirtschaftliche Nachteile befürchteten und das dafür notwendige Land verweigerten. Der Bahnhof Dallgow wurde an der Ortsgrenze zwischen Dallgow und Rohrbeck errichtet, weil beide Dörfer „aus Furcht vor Funkenflug, Lärm, Erschütterungen und insbesondere weniger Milchleistung der Kühe“ gegen das Eisenbahnprojekt votierten. Später bemühten sich beide Dörfer um einen Bahnhof vor Ort. Aus dieser Kuriosität heraus, entstand das heutige Ortszentrum an der ehemaligen Gemeindegrenze zwischen Dallgow und Rohrbeck.

 

1898 wurde die Bahnstation in Dallgow-Döberitz umbenannt. 1921 wurde Dallgow zum Vorortbahnhof. Während der deutschen Teilung fuhren die Vorortzüge im Pendelverkehr über Dallgow bei Berlin nur bis an die Sektorengrenze zu West-Berlin in Staaken. Neben dem Güterverkehr rollte ab 1976 auch der grenzüberschreitende Personenverkehr auf einem Transitgleis von und nach Berlin (West) durch Dallgow.

Mit dem Ausbau der Bahnstrecke für den Fernverkehr 1996-1998 wurden die Gütergleise und Rampen am Bahnhof zurückgebaut und ein neuer Mittel-Bahnsteig für den Regionalbahnverkehr errichtet. Der Haltepunkt trägt seit 1998 wieder den Namen Dallgow-Döberitz.

 

Döberitz – der angrenzende Truppenübungsplatz: Vom Kaiser zur Heidekönigin

 

Unter der Herrschaft von Kaiser Wilhelm II. entstand 1895 südwestlich von Dallgow der 4.400 ha große Truppenübungsplatz Döberitz. Per Gesetz wurde die Enteignung des Rittergutes Döberitz verfügt. Alle angrenzenden Gemeinden und Güter mussten dazu weitere Wald- und Weideflächen an den Militärfiskus abgeben, Dallgow 395 ha Land.

 

Das Dorf Döberitz wurde entsiedelt. Die Döberitzer Dorfanlagen, der Gutshof, die Kirche und Gehöfte wurden zurückgelassen.

Aufgrund der Nähe zum Bahnhof und der Hamburger Chaussee wurde das Gardelager („Altes Lager“) mit Unterkünften, Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäuden am nördlichen Rand des Truppenübungsplatzes zwischen den Dörfern Dallgow und Rohrbeck errichtet.

 

Der Truppenübungsplatz wurde anfangs als selbstständiger Amts- und Gutsbezirk geführt. Die Militär- und Kasernenanlagen wurden über Jahrzehnte kontinuierlich ausgebaut, u.a. entstanden 1910 der Flugplatz Döberitz, 1936 das Olympische Dorf Döberitz und die Offizier-Siedlung Döberitz-Elsgrund. Der Übungsplatz und die Kasernenanlagen waren militärisches Sperrgebiet, welches nur mit Erlaubnis betreten werden durfte. Ob Truppenverladungen am Bahnhof, Fahrzeug- und Panzerkolonnen in den Straßen, Soldaten auf Ausgang, der Donner der Schießübungen oder als Arbeitgeber – auch das benachbarte Militär prägte fast 100 Jahre den Alltag und das Leben im Ort.

 

Mit der Bodenreform 1945/46 wurden Rohrbeck 110 ha Land- und Gehöftplätze im alten Dorf Döberitz zur Aufsiedelung zugesprochen. Neubauern besiedelten das Dorf für zwölf Jahre, bis das sowjetische Militär den Truppenübungsplatz vollständig für sich beanspruchte und das Dorf endgültig zur Wüstung wurde. Die Teile des ehemaligen Wehrmachtsgutsbezirkes waren in der Hand der Roten Armee quasi ein exterritoriales Gebiet.

 

Mit dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte wurde 1991 die Garnison in Dallgow und ein Jahr später in Döberitz-Elsgrund (Olympisches Dorf) geräumt. Die Kasernenanlagen und der Übungsplatz wurden an das Bundesvermögensamt übergeben.

Die Bundeswehr erwog zunächst, das Gelände als integrierten Standortübungsplatz für drei umliegende Kasernenstandorte zu übernehmen. Der Truppenübungsplatz wurde jedoch zum überwiegenden Teil zur Konversionsfläche, bis auf 564 ha im südwestlichen Teil, die von der Bundeswehr als Standortübungsplatz weiter genutzt werden. Bis dahin von den Dallgowern schlicht als Platz bezeichnet, prägte sich zu dieser Zeit für den ehemaligen Truppenübungsplatz der Name Döberitzer Heide. Der freigewordene Teil des Übungsplatzes darf heute aufgrund der Munitionsbelastungen weiterhin nur auf gekennzeichneten Wegen betreten werden.

 

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Die Bewirtschaftung und Pflege der Flächen übernahm 1996 der Naturschutzförderverein Döberitzer Heide e.V. 1997 wurde die Döberitzer Heide zum Naturschutzgebiet erklärt. 2004 erwarb die Heinz Sielmann Stiftung mit 3.450 ha nahezu die gesamte verbliebene Fläche. Auf dem ehemaligen Flugfeld des Flugplatzes Döberitz wurde 2006 das Schaugehege der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide eröffnet (geschlossen 2016).  Zwei Jahre später wurde der überwiegende Teil des ehemaligen Übungsplatzes zum Wildnisgroßprojekt. Fast ausgestorbene Wildtierarten, Przewalski-Pferde und Wisente, wurden in der zentralen Wildniskernzone angesiedelt, die von einem Netz aus Wander- und Reitwegen umschlossen ist. Die Döberitzer Heide hat sich heute zu einem beliebten Ausflugsziel für Erholungsuchende entwickelt und wird seit 2018 auch von einer Heidekönigin repräsentiert.

 

Die Siedlungen

 

1903 setzte in Dallgow die Siedlungstätigkeit ein. Südlich des Bahnhofs entstand die Villenkolonie Neu-Döberitz, auch Obere Kolonie genannt. Nördlich des Bahnhofs entstand einige Jahre später die untere Kolonie, die östlich des Schwanengrabens zu Dallgow (Dichterviertel und Prinzessinnenviertel) und westlich zu Rohrbeck gehörte (Anschlusssiedlung).

 

Die südlich an Finkenkrug angrenzende Kolonie und Siedlung Neu-Rohrbeck wurde 1933 gegründet. An der Grenze zu Staaken entstand eine weitere neue Ansiedlung mit dem Namen Dallgow-Ausbau. 1910 wurde an der Wilmsstraße ein rund 54 Meter hoher Wasserturm errichtet. Der alles überragende und weithin sichtbare Turm, wurde für eine kurze Zeit zum Wahrzeichen der Kolonie. Er war jedoch nur für kurze Zeit in Betrieb und musste um 1939 aufgrund der Nähe zum Flugplatz Staaken bis auf den Sockel abgetragen werden.

 

Während sich das Dorf Dallgow langsam und kaum merklich veränderte, entwickelte sich die Kolonie bis zum Ende des zweiten Weltkrieges sprunghaft. Jahr für Jahr wurden neue Häuser gebaut und Straßen angelegt und die Zahl der Bewohner wuchs stetig. 1905 gründeten die ersten Siedler der Kolonie den Verschönerungsverein Neu-Döberitz, der sich später mit dem Pflanzenverein zusammenschloss, aus dem dann der Verein der Siedler und Hausbesitzer Dallgow-Döberitz hervorging und die Koloniebewohner verband (1942: 362 Mitglieder).

 

1928 wurde Dallgow eigenes Standesamt und 1930 eigener Amtsbezirk mit den Gemeinden Dallgow, Döberitz und Rohrbeck.

Vom nahen Militärlager profitierten besonders die Gastronomen. Bis Mitte der 1930er Jahre entstanden eine beachtliche Anzahl an Hotels, Gaststätten mit Vereins- und Fremdenzimmern, Tanzsälen und Kinos.

 

Dallgow nach 1945 – Zusammenschluss mit Rohrbeck

 

Nach Ende des zweiten Weltkrieges befand sich Dallgow territorial in der Sowjetischen Besatzungszone, an der Grenze zu West-Berlin.

Der zonenüberschreitende Güter- und Reiseverkehr wurde kontrolliert und war nur an den dafür eingerichteten Grenzübergangsstellen möglich. Wer im Berliner Umland wohnte und in West-Berlin arbeitete oder Verwandte besuchte, wurde zum Grenzgänger, wobei die Übertritte zunehmend erschwert wurden. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 endete die Reisefreiheit für die Mehrheit der DDR-Bevölkerung endgültig.

 

Der Verkehr auf der Hamburger Chaussee wurde anfangs noch am Kontrollpassierpunkt Dallgow kontrolliert. Der Kontrollpassierpunkt befand sich an der Kreuzung der F 5 und F 2 (heutige B 5-Anschlussstelle Dallgow/Havelpark). Staaken bestand zunächst zur einen Hälfte aus einem britischen und zur anderen Hälfte aus einem sowjetischen Sektor und wurde von Berlin-Spandau aus verwaltet und versorgt. Im Rahmen eines Gebietsaustausches im Jahr 1951, Flugplatz Staaken und Seeburger Zipfel gegen Flugplatz Gatow, wurde der westliche Teil Staakens der Sowjetischen Besatzungszone angegliedert. Im selben Jahr wurde der Kontrollpassierpunkt Dallgow nach Staaken, zur Grenzübergangsstelle Staaken Heerstraße/Ecke Bergstraße vorverlegt.

 

Rohrbeck drohte nach dem Krieg die Aufteilung zwischen Elstal und Falkensee.

Im Zuge der Gebietsreformen von Kreisen und Gemeinden schlossen sich Dallgow und Rohrbeck 1950 zusammen.

 

Das Vereinsleben blühte 1946 wieder auf. Mit Genehmigung der sowjetischen Militäradministration nahm als Erstes der Verein der Siedler und Hausbesitzer Dallgow-Döberitz seine Betätigung wieder auf (1946: 564 Mitglieder, Vereinsauflösung 1998). Im folgenden Jahr gründete sich die Sportgemeinschaft SG Dallgow 47, der heutige SV Dallgow 47 e.V. Mit über 1.000 Mitgliedern zählt er heute zu den größten Vereinen im Landkreis Havelland.

 

Unter Kontrolle der sowjetischen Besatzungsmacht wurde ab Herbst 1945 eine entschädigungslose Bodenreform für Grundbesitz über 100 Hektar durchgeführt, welche die Besitzverhältnisse auf dem Land radikal veränderte. Die von 1952 bis 1960 vollzogene Kollektivierung der Landwirtschaft löste die entstandenen kleinbäuerlichen Betriebe wieder auf und setzte an deren Stelle Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. Die eingebrachten Ländereien wurden zu einer einheitlichen großen Bodenfläche zusammengelegt, die Feldgrenzen wurden beseitigt.

 

Nach der politischen Wende und Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1990 wurden die Verstaatlichungen und Kollektivierungen zurückgeführt. Innerhalb nur eines Jahrhunderts, nach der Koloniegründung und dem Ende des zweiten Weltkrieges, veränderte sich nach 1989 die Gemeindestruktur ein drittes Mal wesentlich.

 

Dallgow-Döberitz heute

 

Einer der ersten Beschlüsse, der nach dem Ende der deutschen Teilung von der neuen Gemeindevertretung im Jahr 1990 gefasst wurde, lautete, den Namen der Gemeinde Dallgow in Gemeinde Dallgow-Döberitz zu ändern.

Der entsprechende Antrag und die Zustimmung der Kommunalaufsichtsbehörde erfolgte 1993. Erst drei Jahre später wurde mit der Gemeindegliederung per Gesetz der überwiegende Teil der ehemaligen Gemarkung Döberitz der Gemeinde Dallgow-Döberitz zugeordnet. Die ehemaligen Kasernenanlagen und Wohnplätze in Döberitz-Elsgrund sowie das Olympische Dorf wurden der Gemeinde Elstal zugeordnet, heute Gemeinde Wustermark, was von Dallgower Seite auch als „Landraub“ betitelt wurde.

Dallgow-Döberitz ist vor den Toren Berlins heute eine der vielen Brandenburger Gemeinden im „Speckgürtel“ der deutschen Hauptstadt, die – im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden im Flächenland Brandenburg – stetig weiter gewachsen ist.

 

Ende 1989 wohnten in der Gemeinde Dallgow 2975 Einwohner. Für rund 60 Prozent der Grundstücke bestanden Restitutionsansprüche und über 30 Jahre Planwirtschaft hatten ihre Spuren auch hier deutlich hinterlassen. Ein „Wettlauf“ nach Bauland begann und die Investoren standen wortwörtlich mit Koffern voller Geld vor den Türen.

 

Größere Immobilien- und Bauprojekte nach 1990 waren neben dem neuen Wohngebiet Neu Döberitz und dem Gewerbepark Döberitzer Heide auch die Immobilienprojekte an der Triftstraße (Triftweg-Siedlung, Komponistenviertel, Grundsteinlegung 1993) und im Lindhorst (Lindhorstsiedlung), die Reit- und Springschule Deutschlandhalle (1992), die Hotelanlage auf dem Dallgower Dorfanger (Parkhotel Dallgow, 1994), das Einkaufszentrum Havelpark (1995), die Wohnsiedlung an der Bahnhofstraße (genannt die Bayerische Siedlung, 1996) sowie der Umbau der sowj. Offizierssiedlung zur Wohnsiedlung Sperlingshof (1998).

 

Zur Entwicklung und Konversion der ehemals militärisch genutzten Flächen des Truppenlagers in Dallgow-Döberitz wurde 1994 die Stadtentwicklungsgesellschaft Neu Döberitz (SEND) gegründet. Im Zuge der Konversion wurde das Alte Lager zum Wohngebiet Neu Döberitz und aus dem Artilleriepark, einem Areal mit Lager- und Werkstätten, der Gewerbepark Döberitzer Heide. An das Alte Lager erinnert in Dallgow heute nur noch der unter Denkmalschutz stehende Wasserturm an der Wilhelmstraße (Bj. 1898) und daneben eine Baracke. Das ebenfalls denkmalsgeschütze Offizierskasino verfiel im Besitz der Gemeinde und wurde auf Beschluss der Gemeindevertretung Anfang 2014 abgerissen.

 

Zu den neuen Einrichtungen der Gemeinde gehören u.a. das Feuerwehrgebäude an der Triftstraße, drei neue Kindertagesstätten, zwei an der Wilhelmstraße und eine am Triftweg, der Bau und die Erweiterungsbauten der Grundschule Am Wasserturm (Weißdornallee und Steinschneiderstraße) sowie das Marie-Curie-Gymnasium (2006).

Der neue Sportpark Dallgow an der B 5 wurde 2011 eingeweiht. Das neue Rathaus der Gemeinde an der Wilhelmstraße wurde 2019 bezogen und in Seeburg das Richtfest für das neue Feuerwehrgebäude gefeiert.

 

Obwohl die Gemeinde bei der Kreisgebietsreform 1993 noch nicht die für amtsfreie Gemeinden erforderliche Einwohnerzahl von 5.000 vorweisen konnte, wurde ihr aufgrund der positiven Entwicklungsprognose, eine vorläufige Amtsfreiheit zugesprochen. Seit 1997 ist Dallgow-Döberitz amtsfreie Gemeinde im Landkreis Havelland im Bundesland Brandenburg.

 

Im Zuge der Gemeindestrukturreform wurde Seeburg 2003 als Ortsteil in die Gemeinde Dallgow-Döberitz eingegliedert. Das Gemeindegebiet hat heute eine Fläche von rund 66 km² (rund ein Drittel größer, als die Stadt Falkensee). Die Gemeinde grenzt im Norden an Falkensee, im Osten an die Bundeshauptstadt Berlin, im Süden an die Landeshauptstadt Potsdam und im Westen an Wustermark. Anfang des Jahres 2019 zählte die Gemeinde rund 10.000 Einwohner. Damit hat sich die Einwohnerzahl seit dem Ende der deutschen Teilung vor 25 Jahren mehr als verdreifacht. Damit zählt Dallgow-Döberitz gemessen an ihrer bisherigen Einwohnerzahl zu den am stärksten wachsenden Gemeinden im Land Brandenburg.

 

Die Bodenrichtwerte liegen gleichauf mit Falkensee an der Spitze im Landkreis. Der Zuwachs resultiert auf die Inanspruchnahme der aktuell bereits baurechtlich gesicherten Flächen. Die aktuellen Baulandreserven und Konversionsflächen werden in wenigen Jahren sukzessive realisiert sein und aktuelle Prognosen sagen bis 2030 ein Wachstum auf knapp 12.000 Einwohner voraus.

Alle drei Orte, Dallgow, Rohrbeck und Seeburg, haben weiterhin eine hohe Bedeutung für die Identifikation der heutigen Gemeinde.

Dallgow-Döberitz ist eine zukunftsorientierte Gemeinde mit starken historischen Wurzeln.

Anlässlich des Dallgower Ortsjubiläums im Jahr 2021, kann die Gemeinde einmal mehr auch auf ihre bewegte Geschichte und Entwicklung zurückblicken.

 

Die Geschichte unserer Gemeinde erleben Sie eindrucksvoll in der Bildergalerie. Die Fotos mit Beschreibungen wurden uns ebenso wie der oben stehende Text dankenswerter Weise von Herrn Andreas Krüger zur Verfügung gestellt. Alle Rechte: Archiv Andreas Krüger.

 

 

 

Podcast zur Stolpersteinverlegung in der Nauener Straße 24

von Verena Hedtke, August 2021

 

Podcast stolperstein