Welche Gewichtung hatte das Thema Klimaschutz in der Gemeinde vor Ihrem Antritt und wie hat sich diese mit Ihrer Position bereits verändert?
Schon vor meinem Antritt waren die Ambitionen der Gemeinde Dallgow-Döberitz und seiner politischen Vertreter groß, aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das ist beispielsweise sehr deutlich an der Existenz mehrerer großer Freiflächen-Photovoltaikanlagen oder dem Beschluss der Gemeindevertretung erkennbar, in Zukunft als „Klimaneutrale Gemeinde“ zertifiziert zu sein. Die Einstellung eines Klimaschutzmanagers war daher sicher eine folgerichtige Entscheidung, um die ambitionierten Ziele zentral zu steuern und dafür auch personelle Ressourcen bereitzustellen. Die Erwartungen an das neu geschaffene Klimaschutzmanagement und das zu erstellende Konzept sind entsprechend groß. Ich bin aber sehr zuversichtlich, den Erwartungen durch einen intensiven und konstruktiven Austausch unter Einbeziehung aller relevanten Akteure gerecht zu werden und einen erfolgreichen Klimaschutz in Dallgow-Döberitz umzusetzen.
Wie lässt sich das Klimaschutzprojekt für Ihre Gemeinde kurz umreißen und gibt es schon konkrete Klimaschutzmaßnahmen?
Die Erstellung des Klimaschutzkonzepts dient als strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für zukünftige Klimaschutzaktivitäten in der Gemeinde. Kernelemente des Konzepts sind eine umfassende Bestandsaufnahme sowie die Bewertung des Ist-Zustands anhand einer Energie- und Treibhausgasbilanz, die momentan erstellt wird. Aus diesen Ergebnissen werden anschließend Treibhausgas-Einsparpotentiale abgeleitet, konkrete Ziele definiert sowie ein Maßnahmenkatalog erstellt, der den Potentialen und Zielsetzungen der lokalen Gegebenheiten gerecht wird. Und der sich außerdem an den gesteckten Zielen der Bundesregierung und der EU orientiert. Mit der Schaffung eines verwaltungsinternen Klimaschutzmanagements in der Gemeinde ist ein großer Schritt getan, um sich dem Klimaschutz verstärkt und vor allem langfristig anzunehmen.
Gab es in Ihrer Position schon direkten Kontakt und Feedback aus der Bevölkerung zu Ihrer Arbeit?
Direkten Kontakt mit der Bevölkerung gab es bisher noch nicht, was aber insbesondere damit zusammenhängt, dass ich meine Stelle erst zum Ende des letzten Jahres angetreten habe und mein bisheriger Fokus hauptsächlich auf der Konzepterstellung lag. Die Öffentlichkeit wurde aber in regelmäßigen Abständen im zuständigen Ausschuss und auf unsere Homepage über den Stand des Konzepts informiert. Die ersten Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung sind in Planung und ich erhoffe mir davon einen regen Austausch zum Thema Klimaschutz sowie reichlich Anmerkungen und Feedback aus der breiten Bevölkerung.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Klimaschutzes in der Gemeinde Dallgow-Döberitz und welche Chancen und Hemmnis gibt es hierbei?
Generell wünsche ich mir, dass der Klimaschutz als ganzheitliche Aufgabe verstanden und über lokale Gegebenheiten und Landesgrenzen hinaus gedacht wird. Erst kürzlich wurde vom IPCC (Weltklimarat) nochmals verdeutlicht, dass sich die weltweit gesteckten Klimaziele noch erreichen lassen, die Zeit zum Handeln aber „jetzt!“ sein müsse. Dabei geht es nicht weniger als um eine globale und tiefgreifende „Systematische Transformation“, um das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen und damit verheerende klimatische Folgen abzumildern. Trotz vieler Herausforderungen sehe ich enorme Chancen für die Gemeinde und für die Modernisierung der Gesellschaft, ohne dass dabei aktuelle Lebensstandards reduziert werden müssen. Mit Weitsicht, guter Kommunikation und geschlossenem Handeln lassen sich auftauchende Hürden konsequent bewältigen.
Wenn die zwei Jahre der Förderung Ihrer Stelle vorüber sind, wie geht es dann für Sie und den Klimaschutz in der Gemeinde weiter?
In den kommenden Monaten wird mit der Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzepts der Grundstein für eine ganzheitliche und langfristige Klimaschutzstrategie für die Gemeinde gelegt. „Langfristig“ ist hier das Stichwort, denn Klimaschutz ist ein transformativer Prozess, der nicht von heute auf morgen passiert. Daher ist es sehr schön zu sehen, dass der Gesetzgeber die Wichtigkeit des Klimaschutzes auch auf lokaler erkennt und den Städten und Gemeinden eine Anschlussförderung bereitstellt, um die Umsetzung der identifizierten Maßnahmen aus dem integrierten Klimaschutzkonzept voranzutreiben. Das Klimaschutzmanagement wird aus der Gemeinde also glücklicherweise nicht mehr wegzudenken sein und sukzessiv Erfolge verbuchen können.
Herr Gärtner, eine letzte Frage: Was bedeutet Klimaschutz für Sie ganz persönlich und haben Sie für sich im Privaten schon verändert, um den Klimaschutz zu unterstützen?
Für mich bedeutet Klimaschutz jeden Tag bewusste Entscheidungen zu treffen, die etwas zur Veränderung beitragen. Möge uns diese Entscheidungen auch noch so klein vorkommen: Klimaschutz kann jeder! Selbst minimale Veränderungen im alltäglichen Leben können Großes bewirken, vor allem wenn es genügend Mitstreiter gibt. Ich ernähre mich beispielsweise seit Jahren vegetarisch, kaufe, so häufig es geht, nachhaltige Produkte, schaue dabei auf Siegel und Labels und beziehe privat Öko-Strom und Öko-Gas. Das Angebot an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen war nie größer und ich freue mich immens, dass es mittlerweile für fast alles eine bessere, eine ökologische Alternative gibt.
Herr Gärtner, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Mehr Infos zum Klimaschutzmanagement der Gemeinde hier.