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Zugvogel mit "Punk"-Frisur: Der Wiedehopf ist zurück

Bereits Wochen früher als erwartet, ist der Wiedehopf in seine Brandenburger Brutgebiete eingeflogen – und überrascht damit selbst Experten. Kurzfristig ist diese Verschiebung für die Vögel kein Problem. Langfristig jedoch stellen solche Phänomene die Natur vor große Herausforderungen.

 

Seit Anfang April hupt er wieder: Der Wiedehopf mit seinem unverwechselbaren Gesang und Federkleid ist zurück in seinen Brandenburger Brutgebieten. „Ich bin überrascht, dass der Vogel so früh im Jahr bei uns aufgetaucht ist“, sagt Tim Funkenberg, Biologe und Wiedehopf-Experte bei der Heinz Sielmann Stiftung: „Wir erwarten Wiedehopfe eigentlich eher Mitte bis Ende April, manchmal sogar erst im Mai in Brandenburg.“

 

Vögel können mit Kälteeinbrüchen umgehen

 

Was den Wiedehopf zu seiner frühen Rückkehr bewegt hat, darüber kann auch der Experte nur spekulieren. „Der Wiedehopf orientiert sich – wie alle Zugvögel – an Umweltfaktoren, wie zum Beispiel der Witterung und dem Nahrungsangebot, und gleicht diese mit seiner inneren Uhr ab“, sagt Funkenberg. Grund zur Sorge sei die frühe Rückkehr der Vögel jedenfalls nicht. Falls es nun wieder kühler wird, wie es die Wettervorhersage ankündigt, sollten die Tiere damit gut zurechtkommen. „Problematisch wird ein plötzlicher Kälteeinbruch nur, wenn die Vögel bereits mit der Brut begonnen haben“, so der Experte. Denn dann kann es passieren, dass sie zu wenige Futterinsekten für ihre Küken finden.

 

„Vögel haben eigene Strategien, um selbst in kühlen Phasen Insekten zu finden, und kommen mit Temperatursprüngen im Frühjahr in aller Regel gut zurecht“, sagt auch Dr. Hannes Petrischak, Leiter des Geschäftsbereichs Naturschutz bei der Heinz Sielmann Stiftung. Wirklich problematisch seien lediglich starke Fröste, die jetzt im April durchaus noch vorkommen könnten.

 

Folgenreiche Verschiebungen im Jahreslauf

 

Auf lange Sicht jedoch stellt der Klimawandel und dessen Einfluss auf die Jahreszeiten die Natur vor große Herausforderungen. „In der Fachwelt spricht man von Mismatches“, erklärt Petrischak. „Das bedeutet, dass Arten, die aufeinander angewiesen sind, in ihrem Jahreslauf auseinanderdriften.“ Obstbäume blühen dann mitunter, bevor Insekten aktiv und zur Bestäubung bereit sind. Und Insekten sind bereits aktiv und weiterentwickelt, wenn Zugvögel zurückkehren, die eigentlich deren Raupen als Futter brauchen. In diesem Frühjahr sei das Risiko für solche Mismatches besonders hoch, warnt Petrischak: „Die meisten Tiere und Pflanzen sind ihrem üblichen Jahreslauf um mindestens zwei bis drei Wochen voraus.“

 

 Wiedehopf an Bruthöhle am Lichtenauer See - Foto: Ralf Donat Wiedehopf an Bruthöhle am Lichtenauer See (Foto: Ralf Donat)

 

Pflegemaßnahmen gerade rechtzeitig durchgeführt

 

Der Wiedehopf braucht warme, trockene Flächen mit niedrigem Bewuchs. Die Brandenburger Heidelandschaften bieten ihm ideale Bedingungen: In dem Bundesland lebt rund die Hälfte aller Wiedehopfe Deutschlands. In seinen Verbreitungsgebieten sucht der Wiedehopf mit seinem langen gebogenen Schnabel am Boden nach Nahrung: Großinsekten, aber auch schon mal kleine Wirbeltiere.

 

Zum Überleben braucht der Wiedehopf außerdem geeignete Nistplätze. Dazu dienen ihm Spechthöhlen, aber auch menschliche Strukturen wie Steinhaufen oder Bretterstapel. In der Döberitzer und der Kyritz-Ruppiner Heide sowie Wanninchen stellt die Heinz Sielmann Stiftung gezielt Brutkästen auf, um den Wiedehopf zu unterstützen. Vor Beginn der Brutsaison werden die Kästen von Mitarbeitenden kontrolliert und instandgesetzt. „Ich bin heilfroh, dass wir das in diesem Jahr bereits vor Ostern erledigt haben“, sagt Tim Funkenberg angesichts der frühen Rückkehr der Vögel.

 

Seit vier Jahren beringt der Experte außerdem gemeinsam mit einem Ehrenamtler die neu geschlüpften Wiedehopfe, um deren Zahl zu überwachen. Dabei zeigt sich der große Erfolg der Schutzmaßnahmen: Während etwa in der Döberitzer Heide vor drei Jahren noch 14 Jungvögel registriert wurden, waren es im vergangenen Jahr bereits 56. Dank solcher Schutzprojekte hat sich der Gefährdungsgrad des Wiedehopfs in Deutschland von „Vom Aussterben bedroht“ (2002) hin zu „gefährdet“ (2021) abgeschwächt.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Dallgow-Döberitz
Fr, 12. April 2024

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